Vertrauen

So erkennst du seriöse Hilfsorganisationen

20. März 2023

4 Minuten Lesedauer

David Höltgen

Wenn du dich sozial engagieren möchtest, hast du die Qual der Wahl – aktuell existieren in Deutschland schätzungsweise 600.000 gemeinnützige Organisationen. Doch woran erkennst du, welche Organisation seriös und vertrauenswürdig ist?

Transparenz bei Spendenorganisationen

Ein wesentlicher Faktor bei der Wahl förderungswürdiger Spendenprojekte ist die Spenden-Transparenz, denn sie dokumentiert, was mit deiner Spende passiert und welche Aktivitäten und Projekte umgesetzt werden.

Transparenz als starker Indikator für Wirksamkeit – unter dieser Prämisse untersuchte das gemeinnützige Analyse- und Beratungshaus PHINEO in einer von SPIEGEL ONLINE beauftragten Studie die Wirkungstransparenz bei Spendenorganisationen und NGOs (mehr dazu hier).

Das Ergebnis: Immer mehr Organisationen erkennen die Wichtigkeit der Spenden-Transparenz und bemühen sich um eine nachvollziehbare Berichterstattung und Aufbereitung relevanter Informationen hinsichtlich der eingenommenen Gelder und der damit erzielten Wirkungen. Als Basis der Untersuchung dienten die Websites und Jahresberichte 50 großer gemeinnütziger Organisationen, die anschließend in einem Transparenz-Ranking bewertet wurden.

Spendenkontrolle in Deutschland

20,5 Millionen Deutsche spendeten 2018 Geld an Hilfsorganisationen, wobei die durchschnittliche Spende einen Anstieg von 35 auf 38 Euro verzeichnete (vgl. Deutscher Spendenrat). Der Wunsch, sich sozial zu engagieren, geht zwangsläufig mit der Frage nach der Seriosität und Vertrauenswürdigkeit der jeweiligen Spendenorganisation einher. Natürlich möchten Spender und Spenderinnen wissen, wie viel von ihrer Spende tatsächlich zur Hilfe vor Ort verwendet wird und ob damit nachhaltige Erfolge erzielt werden können.

Eine Spendenkontrolle im Sinne staatlicher Interventionen gestaltet sich in der Bundesrepublik aufgrund der steuerrechtlichen Definition von Spenden schwierig.

Gegenüber gemeinnützigen Vereinen oder GmbHs unterliegen Stiftungen bürgerlichen Rechts einer stärkeren Kontrolle durch den Staat.

Für interessierte Spender und Spenderinnen existieren dennoch unterschiedliche Möglichkeiten, sich einen Weg durch den Spendendschungel zu bahnen: Bereits die Website der jeweiligen Organisation ist ein erster wichtiger Indikator dafür, ob Informationen transparent zur Verfügung gestellt werden. So sollte in jedem Fall ein detaillierter Jahresbericht mit eindeutigen Angaben zur Verwendung der Spendenmittel inklusive einer Offenlegung der Verwaltungskosten zum Download bereitstehen.

Checkliste Spendentransparenz

Rechtsform

Stelle sicher, dass es sich bei der Spendenorganisation deiner Wahl um eine seriöse Rechtsform wie eine Stiftung oder eine vom Finanzamt anerkannte gemeinnützige Organisation handelt. Dies lässt sich ganz einfach mit einem Blick ins Impressum der jeweiligen Website überprüfen: Neben der Steuernummer müssen dort auch die Organisationsführung und Vorstandsmitglieder genannt werden.

Zahlen, Daten, Fakten

Der Jahresbericht der Organisation sollte die von einem unabhängigen Prüfer kontrollierten Bilanzangaben enthalten und einen transparenten Nachweis über den sorgfältigen und satzungsgemäßen Einsatz der Spendengelder bieten. Achte hierbei darauf, ob auch die Verwaltungskosten separat ausgewiesen werden und ob sich diese in einem vertretbaren Rahmen bewegen. Laut dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) und dessen Qualitätsstandards für das DZI-Siegel werden maximal 30 Prozent als verhältnismäßig erachtet.

Wirkungstransparenz

Verfügt die Organisation über eine langfristige Vision? Gibt es eine klare Kommunikation, sind die Aktivitäten strategisch gesteuert und lassen sich konkrete und nachhaltige Ergebnisse darstellen? Neben Zahlen und Statistiken solltest du als potentielle/r Spender*in klar erkennen können, welche Aktivitäten in der Vergangenheit wirklich geholfen haben und ob die Organisation deren Wirksamkeit nachweisen kann.

Spendensiegel und Zertifikate

Mitgliedschaften in internationalen Dachverbänden oder Zertifikate wie das DZI Spendensiegel oder das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats erhöhen die Vertrauenswürdigkeit der Organisationen zwar zusätzlich, unterscheiden sich jedoch in ihrer Aussagekraft: Während das DZI überprüft, ob die Verwendung der Spenden zweckgerichtet, sparsam und wirtschaftlich erfolgt, genügt für eine Mitgliedschaft beim Deutschen Spendenrat, beim Verband Entwicklungspolitik deutscher Nichtregierungsorganisationen (Venro) oder bei der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ) bereits die einfache Dokumentation von Projekten und Finanzen.

Spendenbescheinigungen

Alle Spender und Spenderinnen können ihre Spenden bis zu einem Anteil von 20 Prozent ihrer Einkünfte beim Finanzamt als Sonderausgaben geltend machen. Für Spenden bis zu 200 Euro genügen als Nachweis eine Buchungsbestätigung oder der Einzahlungsbeleg, bei höheren Beträgen ist eine von der Spendenorganisation ausgestellte Spendenquittung oder Spendenbescheinigung erforderlich.

Warnsignale

Unangemessene Werbung, keine Offenlegung der Ausgaben oder nicht nachvollziehbare Organisationsstrukturen – wenn du das Gefühl hast, es könne sich um eine unseriöse Spendenorganisationen handeln, wende dich am besten direkt an eine Spenderberatung oder nimm den direkten persönlichen Kontakt zur Organisation auf. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) erteilt auf schriftliche Anfrage Auskünfte hinsichtlich der Förderungswürdigkeit und publiziert Warnhinweise zu fragwürdig erscheinenden Spendenorganisationen.

Nur wenn eine Organisation kein Spendensiegel hat, heißt das jedoch noch lange nicht, dass sie ihre Mittel nicht sparsam verwendet oder nicht vertrauenswürdig ist. Beispielsweise entscheiden sich viele Organisationen, die z.T. eine weitaus geringere Verwaltungskostenquote als 30% haben, bewusst gegen das DZI-Spendensiegel, weil sie mit dieser groben Einteilung ihre Mittelverwendung nicht angemessen dargestellt werden.

Viele, vor allem kleinere Organisationen entscheiden sich aus Zeit- und Kostengründen dagegen – so kostet die Beantragung des Siegels nicht zur Zeit, sondern auch Geld, denn mit der Bewerbung fällt auch eine jährliche Gebühr an, die viele Organisationen schlichtweg nicht zahlen können.