Verstehen
6. April 2023
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Verstehen
6. April 2023
6 Minuten Lesedauer
Eine Bildung für nachhaltige Entwicklung setzt bereits im Kindesalter an und soll zu einer gerechteren und nachhaltigeren Lebensweise beitragen. Doch was steckt eigentlich hinter dem Kürzel BNE?
Ob klimatische Veränderungen, der Verlust der Artenvielfalt, Migration, Armut, Hunger, Krieg oder der fehlende Zugang zu sauberem Wasser – für jetzige und künftige Generationen steht eine Zeit erhöhter Aufmerksamkeit für all diese gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bevor. Durch die Zusammenhänge der Globalisierung sind diese Herausforderungen zudem mehr denn je miteinander verbunden. Mit der Agenda 2030 und den 17 Nachhaltigkeitszielen haben die Vereinten Nationen diese Verknüpfungen sichtbar gemacht und zeitgleich eine Vision für eine globale, systematische, handlungsorientierte und nachhaltige Welt entwickelt.
Die Bedeutung einer “Bildung für nachhaltige Entwicklung”
Einer Definition nach Schockemöhle und Schrüfer (2012) ist mit der Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz: BNE) „die Entwicklung und ständige Erneuerung, Vertiefung und Anwendung von Kompetenzen, die den einzelnen Menschen zu aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt befähigen“ gemeint. BNE soll also darauf einzahlen, Antworten auf die vorangegangen Fragen zu finden und Menschen zu einem nachhaltigen Bewusstsein und Handeln zu befähigen.
Das wiederum soll gelingen, indem der Erwerb der so genannten Gestaltungskompetenzen im Fokus des Lernens stehen soll. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, “Wissen über nachhaltige Entwicklungen anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können“ (Siehe: Grundmann, 2017: Bildung für nachhaltige Entwicklungen in Schulen verankern).
Weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen
Vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können
Interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln
Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können
Gemeinsam mit anderen planen und handeln können
Zielkonflikte bei der Reflexion über Handlungsstrategien berücksichtigen können
An kollektiven Entscheidungsprozessen teilhaben können
Sich und andere motivieren können, aktiv zu werden
Die eigenen Leitbilder und die anderer reflektieren können
Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen können
Selbstständig planen und handeln können
Empathie für andere zeigen können
Kennzeichen einer guten “Bildung für nachhaltige Entwicklung”
Die stetig wachsende Komplexität des 21. Jahrhunderts erfordert einen anderen Umgang mit Diversität und den Fragen von Nachhaltigkeit. Eine wirksame Umsetzung der Bildung für nachhaltige Entwicklung muss auf Bedürfnisse eingehen können, sie muss ermutigend, wertschätzend und lebensweltorientiert sein und die Fähigkeit besitzen, potenzial- und ressourcenorientiert zu arbeiten. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene müssen in solchen Lernprozessen begleitet werden. Dabei gilt, dass Menschen von- und miteinander lernen und eigene Lösungen entwickeln können.
Im Fokus einer gelungenen Bildung für nachhaltige Entwicklung stehen demnach veränderte Lern- und Beziehungskulturen, in denen Pädagog*innen, Lehrpersonen, Unternehmer*innen und Leitungskräfte zu moderierenden Prozessbegleiter*innen und Impulsgeber*innen werden. Sie belehren nicht, sondern sie schaffen Erfahrungsräume, die Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Verständnis und Mitgefühl, aber auch Empowerment und Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglichen.
Bildung für nachhaltige Entwicklung soll alle Menschen befähigen, ihre erworbenen Gestaltungskompetenzen so einzusetzen, dass sie eigenverantwortlich und selbstbestimmt lernen und handeln können. Dafür braucht es Gestaltungsmöglichkeiten und Strukturen, in denen Menschen eigene Urteile, Entscheidungen und Handlungen unter der Berücksichtigung der Folgen für andere Menschen, Tiere und Pflanzen reflektieren können. Um Veränderungen jedoch anzustoßen und die Zukunft ihrer eigenen Generation wirksam zu gestalten, brauchen Menschen die Gewissheit, dass sie zu diesen Veränderungen beitragen können. Bildung für nachhaltige Entwicklung hat demnach auch das Ziel, Horizonte zu erweitern und die Entfaltung von Potenzialen zu ermöglichen.
“Collective Impact”: Gemeinsam wirken
Die Mehrzahl all der miteinander verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen wird sich nicht im Alleingang lösen lassen. Auch Bildung für nachhaltige Entwicklung wird in diesem Prozess vielerorts an Grenzen stoßen, da sie gegenwärtig und vordergründig in schulpolitischen Debatten stattfindet und demnach in zu wenigen Lebensphasen und Bildungsetappen integriert und etabliert ist. Bildung ist kein Prozess, der sich nur in der Institution Schule abspielt und in formalen Schulabschlüssen endet. Diese Form der Bildung muss interdisziplinär und generationsübergreifend gestaltet werden. Dazu braucht es politischen Willen und die gesellschaftliche Bereitschaft, die Dringlichkeit von Fragen der Nachhaltigkeit zu erörtern.
Bildung für nachhaltige Entwicklung muss als “lebenslanger Lernprozess” verstanden und demnach auch in der gesamten Bildungs- und Lebensbiographie sichtbar werden.
Um das Ziel, eine möglichst nachhaltige Lebensweise langfristig und wirksam erreichbar zu machen, braucht es eine Gemeinschaft verschiedener Akteur*innen mit gleichen Visionen. Dies können regionale Unternehmen, Kommunen, Bürger*innen, NGOs, Bildungseinrichtungen, Stiftungen oder Vereine sein. Gemeinsam betrachten sie verschiedene Einflussfaktoren und lösen sich aus einer eindimensionalen Betrachtungsweise heraus. Sie gestalten Strukturen, suchen Lösungen und wirken letztlich im Sinne des “collectiv impact” Ansatzes systemisch, generationsübergreifend und gemeinsam.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte: