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6. April 2020
4 Minuten Lesedauer
In diesem Update möchten wir Dich in zwei wichtigen Themen auf den aktuellen Stand bringen. Beide sind für die Stiftungsarbeit der letzten, aber auch der nächsten Monate von entscheidender Bedeutung.
Als erstes müssen wir leider davon berichten, dass in unserer Projektregion Tigray keine entscheidenden Verbesserungen eingetreten sind. Der Bürgerkrieg bestimmt weiterhin den Zustand Äthiopiens. Eine zuverlässige Informationsgewinnung ist nach wie vor sehr schwierig, doch ernstzunehmende Meldungen über mehrere tausend Tote und schwere Kriegsverbrechen wiederholen sich zunehmend.
Derzeit richtet sich unsere Arbeit vor Ort nach der aktuellen Sicherheitslage und ist dementsprechend nur kurzfristig plan- bzw. durchführbar. Aber: Sie wird, wenn auch eingeschränkt, durchgeführt und schreitet voran. Darüber hinaus sind wir sehr froh über die Information, dass ein Großteil unserer bisherigen Arbeit wohl nicht beschädigt oder gar zerstört wurde.
Über die Kriegsschäden hinaus steht allerdings fest, dass die Auswirkungen in der Grundversorgung über einen sehr lange Zeitraum fatal bleiben. Nach der schwachen Ernte im letzten Jahr droht auch für dieses Jahr ein großes Defizit: Die Saat, die für die nächste Ernte bereits jetzt hätte ausgebracht werden müssen, konnte durch die Kriegsumstände nicht gesät werden. Damit ist eine Kettenreaktion in Gang gesetzt worden, die nur noch durch internationale Hilfe aufzufangen sein wird. Schon jetzt (Stand 16. Juli 2021) leiden 400.000 Menschen an akutem Hunger, weitere ca. 2 Millionen Menschen stehen kurz davor. Humanitäre Hilfslieferungen erreichen unterdessen nur sehr eingeschränkt ihre Ziele.
Wir sind in großer Sorge um die Menschen in Tigray, denen wir uns seit Bestehen unserer Stiftung eng verbunden fühlen. Unser Engagement in dieser Region ist nun noch wichtiger, als es bereits war. Auch deswegen haben wir die Zusammenarbeit mit unserem Partner REST vertraglich verlängert. Damit stellen wir sicher, dass wir beschädigte Anlagen reparieren, unterbrochene Projekte finalisieren und neue Projekte beginnen können, sobald die Umstände dies erlauben. Wir als Stiftung sehen uns langfristig in diesem Gebiet verankert.
Seit Juli 2021 ist die Neven Subotic Stiftung nicht mehr ausschließlich in Äthiopien aktiv, sondern zusätzlich in zwei weiteren Ländern.
Die Hinzunahme weiterer Einsatzgebiete war im Rahmen der langfristigen Stiftungsstrategie bereits geplant – allerdings erst ab 2022 vorgesehen. Die kriegsbedingten Einschränkungen unserer Arbeit in Tigray haben uns jedoch dazu bewogen, die eigene Entwicklung zu beschleunigen. Seit Ende letzten Jahres haben wir intensiv daran gearbeitet, weitere Partner in zusätzlichen, neuen Projektländern zu qualifizieren und auszuwählen.
Trotz der Umstände freuen wir uns darüber, nun auch Menschen in den ländlichen Regionen Kenias und Tansanias in der Durchsetzung ihres Menschenrechts auf Zugang zu sauberem Trinkwasser, Sanitärversorgung und Hygiene langfristig zu unterstützen.
Beide Länder werden wir zeitnah in unserem Blog näher darstellen und auch die Gründe durchleuchten, die zur Auswahl geführt haben. Dennoch schicken wir an dieser Stelle aber schon ein paar grundlegende Fakten voraus:
Kenia hat ca. 54 Millionen Einwohner. Insbesondere in den ländlichen Regionen sind WASH-bezogene Statistiken erschreckend: Etwa die Hälfte der Menschen haben keinen Zugang zu einer einfachen Trinkwasserversorgung, knapp 70% fehlt es an einer einfachen Sanitärversorgung.
Für unsere Arbeit kommt es uns entgegen, dass Kenia als relativ sicheres Land gilt. Zudem ist in Kenia die Entwicklungszusammenarbeit institutionell verankert, sodass wir einen Großteil der strategischen Infrastruktur voraussetzen dürfen. Unser Partner vor Ort wird AMREF KENYA sein.
Tansania ist in Bezug auf WASH gut mit Kenia vergleichbar. Von den gesamt ca. 60 Millionen Einwohnern haben 40% keinen Zugang zu einer einfachen Trinkwasserversorgung. Auch hier fehlen knapp 70% der ländlichen Bevölkerung eine einfache Sanitärversorgung
Als das sicherste Land Ostafrikas bietet Tansania aktuell wichtige Voraussetzungen für eine ebenfalls langfristige Partnerschaft. Unser lokaler Partner ist das Peoples Development Forum (PDF).
Die Erweiterung um diese zwei neuen Projektländer ist für uns ein großer Schritt, dem wir sehr positiv – und den wir unabhängig von der weiteren Entwicklung in Äthiopien entgegen sehen. Durch die Hinzunahme dieser Länder stellen wir sicher, dass wir dem Wunsch der Spender*innen nach einer direkten Wirksamkeit der Spenden auch zukünftig gerecht werden.
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Dann schreib uns bitte eine E-Mail an: info@n2s.ngo
Für weitergehende Informationen zur aktuellen Lage in unseren Projektregionen empfehlen wir folgende Quellen: