Verstehen
6. April 2023
WASH – drei Grundlagen für ein gesundes Leben
Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH) bilden die drei Lebensgrundlagen, die für eine gesunde und selbstbestimmte Entwicklung eines jeden Menschen unverzichtbar sind.
Verstehen
6. April 2023
6 Minuten Lesedauer
Die Infektionszahlen auf dem afrikanischen Kontinent haben nach einem vergleichsweise milden Pandemiebeginn 2020 zuletzt massiv zugenommen. Was bedeutet das für die Menschen und welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Vielleicht ist es Dir auch aufgefallen: Über viele Monate hinweg blieb es rund um die Ausbreitung der Corona-Pandemie auf dem afrikanischen Kontinent im Vergleich zu Europa, Amerika und Asien eher ruhig. In den Medien musste man gezielt nach Informationen suchen, um etwas über den Stand der Pandemie in afrikanischen Ländern zu erfahren. Doch in den letzten Wochen hat sich die Situation dort vielerorts drastisch verschärft – insbesondere für Millionen Tagelöhner und Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, wird die Ausbreitung zunehmend lebensbedrohlich.
Steigende Infektionszahlen
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es derzeit in 47 (von 54) afrikanischen Ländern Fälle von Covid-19-Erkrankungen. Laut offizieller Statistiken sind rund 3,2 Millionen Menschen an dem Virus erkrankt, die Dunkelziffer dürfte jedoch aufgrund fehlender Tests und Möglichkeiten der Nachverfolgung deutlich höher liegen. Denn im Vergleich zu Deutschland und den allermeisten europäischen Staaten ist der Gesundheitssektor, insbesondere in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, massiv unterbesetzt und mangelhaft ausgestattet. Ein Beispiel: Im Mai 2020 berichtete das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dass in Äthiopien (rund 110 Mio. Einwohner) gerade einmal 150 Intensivbetten zur Verfügung stünden (siehe hier).
In Äthiopien kommt ein Intensivbett auf 700.000 Menschen.
Im Vergleich: Deutschland hat bezogen auf seine Einwohnerzahl rund 2600 Mal so viele Intensivbetten. Die Gefahr, dass also sowohl wirtschaftlich sehr arme Länder als auch aufstrebende Volkswirtschaften, wie beispielsweise Äthiopien oder Kenia, in direkter Folge der Pandemie kollabieren, ist immens und zieht viele schwerwiegende Folgen nach sich (weitere Hungersnöte, Fluchtbewegungen, Bürgerkriege uvm.).
Einhaltung von Schutz- und Hygienemöglichkeiten vielerorts nicht möglich
Im Vergleich zu weiten Teilen Europas, Amerikas und Asiens sind die Menschen in Afrika also wesentlich verwundbarer, insbesondere diejenigen, denen es wirtschaftlich ohnehin sehr schlecht geht und deren Gesundheit gefährdet ist. So gibt es in den allermeisten Staaten Afrikas keine – oder nur sehr geringfügig – soziale Absicherungssysteme, was insbesondere für Millionen Menschen, die als Tagelöhner arbeiten, eine existenzielle Bedrohung darstellt. Hinzu kommt, dass die rapide Virusausbreitung speziell für die Bevölkerung im südlichen Afrika, die vielerorts ohnehin bereits mit Krieg, Flucht, Armut und Hunger sowie den massiven Auswirkungen des Klimawandels (bspw. Dürren) konfrontiert sind, eine gravierende Zusatzbelastung darstellt.
Einfache Hygienemaßnahmen sind aufgrund fehlender Zugänge zu Grundbedürfnissen oft nicht möglich.
Ungleiche Verteilung der Impfdosen
Die Hoffnung auf einen schnell verfügbaren Impfstoff ist auf dem afrikanischen Kontinent also, wie überall auf der Welt, immens. Doch momentan sieht es nicht danach aus, als würde sich diese Hoffnung rasch erfüllen. Während in Europa bereits geimpft wird, warten die allermeisten Menschen in Afrika derzeit weiterhin auf die ersten Impfdosen. Die WHO beklagte sich zuletzt öffentlich darüber, dass international eine sehr ungleiche Verteilung der Impfdosen zu verzeichnen sei, was vor dem Hintergrund der vielerorts nicht vorhandenen Schutzmöglichkeiten umso problematischer zu bewerten ist. Laut Amnesty International und weiterer Organisationen haben wenige wohlhabende Staaten, die zusammen gerade einmal 14% der Weltbevölkerung ausmachen, sich aktuell bis zu 53% der vielversprechendsten Impfdosen gesichert. Die Allianz kritisiert scharf, dass diese Länder, darunter auch Deutschland, die eigenen Menschenrechtsverpflichtungen durch dieses Verhalten verletzt.
In diesem Zusammenhang fordert die Hilfsorganisation Oxfam in einer aktuellen Studie (siehe hier), dass die Corona-Pandemie ein Weckruf sein müsse, „extreme Ungleichheit und Armut endlich bei der Wurzel zu packen.“ Das Virus treffe eben nicht alle Menschen weltweit gleich, so Oxfam. Insbesondere die weltweit steigende Einkommensungleichheit führe dazu, dass globale Ungerechtigkeit und Armut zunehmen und sich weiter verschärfen wird.
600 Millionen Dosen über Covax
Neben der Initiative zur Impfdosenbeschaffung der Afrikanischen Union (namens AVATT) läuft seit Beginn des Jahres parallel die Kampagne Covax der WHO an. Erklärtes Ziel ist es, insbesondere den ärmeren Regionen der Welt schnell und zuverlässig Zugang zu Impfdosen zu ermöglichen. Die Dosen, aktuell ist laut WHO von rund 600 Millionen die Rede, sollen auf Grundlage der Bevölkerungsgröße und der Schwere des Infektionsgeschehens schnellstmöglich an die einzelnen Länder geliefert werden. Allerdings werden diese Dosen nicht vor März verfügbar sein und weite Teile der Bevölkerung Afrikas werden 2021 erst gar nicht die Möglichkeit einer Impfung erhalten.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte